«Übrigens» in den Freiburger Nachrichten vom 12. April 2016
Steht Ihr Name auch drin? In den Panama-Papieren? Nicht? Dann herzlich willkommen im Klub der finanziellen Underachiever. Es ist ja gleich doppelt ungerecht: Die Reichen sind nicht nur unglaublich viel reicher als unsereins, sie wissen auch, wo sie ihre Millionen vor dem Fiskus verstecken können. Unser Geld muss für einen Hungerzins arbeiten, deren Geld kann es sich leisten, Urlaub in Mittelamerika zu machen.
Aber Rettung ist nah: Ich habe nämlich eine Briefkastenfirma gegründet–für Leute wie Sie und ich. Und weil Panama ziemlich weit weg ist, hat die Firma ihren Schlitz in Villars-sur-Glâne. Das ist die Gelegenheit, seine Fränkli so anzulegen, wie es die Reichen tun. Quasi Offshore für Nichtschwimmer, ein Steueroptimierungsvehikel für den soliden Kleinbetrüger, der ideale Platz, um sein hart erarbeitetes Schwarzgeld zu parkieren.
Es funktioniert ganz einfach. Nehmen Sie den Fünferbus Richtung Nuithonie und steigen Sie bei der Haltestelle Chênes aus. Jeweils mittwochs um 14 Uhr steht dort ein kleiner Junge, der auf den Namen Janosch hört. Wenn Sie das Losungswort nennen («Oh, wie schön ist Panama»), nimmt Janosch sie an der Hand und führt sie zu einem Briefkasten, auf dem mein Name steht. Und schon sind sie in Panama.
Falls Janosch grad Pinkelpause macht oder keine Lust hat, Ihnen den Weg zu zeigen, folgen Sie einfach den anderen Gestalten, die–den Panama-Hut tief ins Gesicht gezogen–betont unauffällig durchs Quartier streichen und den Briefkasten suchen. Ein kleiner Tipp: Er hat einen Tigerenten-Aufkleber drauf.
Den Kasten gefunden? Dann werfen Sie einfach Ihr Geld in einem Umschlag rein. Bitte achten Sie darauf, dass weder Name noch Adresse auf dem Couvert stehen. Schliesslich soll das Geld ja auf keinen Fall zu Ihnen zurückverfolgt werden können. Oder?
Übrigens: Das Steueramt hat keinen Schimmer, dass meine Briefkastenfirma existiert. Selbst wenn die Steuerfahnder diese Kolumne lesen, halten sie sie für einen Scherz. Nur Sie und ich wissen, dass es keiner ist. Die Wahrheit ist die beste Tarnung. Die glaubt nämlich niemand.
Achten Sie bitte darauf, dass nur Umschläge mit maximal 10 000 Franken durch den Schlitz passen. Grössere Summen müssen Sie im Paketfach deponieren–auf eigene Verantwortung. Ist das Geld im Kasten, können Sie mit dem Hochgefühl nach Hause gehen, jetzt auch im Offshore-Geschäft mitzumischen. Und Ihr Geld? Das ist bei mir absolut sicher versteckt. Das findet niemand: Nicht die Steuerfahnder, nicht die neugierigen Medien, nicht Ihre Frau.
Nicht mal Sie selber.
Oh, wie schön ist Panama.