«Übrigens» in den Freiburger Nachrichten vom 18. September 2014
Völlerei ist ja eigentlich eine schwere Sünde. Das hat die katholischen Freiburger aber nicht daran gehindert, in ihren Brauchtumskalender eine kollektive kulinarische Orgie aufzunehmen: die Bénichon. Die Leibesfülle von Freiburger Priestern auf historischen Fotografien lässt vermuten, dass die hiesigen Kleriker nie von der Kanzel herab gegen das masslose Schlemmen wetterten, sondern dem herbstlichen Gelage ihren tatkräftigen Segen gaben. Denn die katholische Kirche hat zwar eine strikte Morallehre, ist aber klug genug, um zu wissen, dass der Geist ihrer Schäfchen zwar willig, deren Fleisch aber schwach ist. Und dass ein kontrollierter Exzess einmal pro Jahr das Masshalten während der übrigen Zeit erträglicher macht. Zudem ist das lustvolle Geniessen dessen, was Feld und Hof hergeben, ja auch ein schmatzendes Halleluja zu Ehren des Schöpfers. Und damit hat das Schlemmen auch theologisch seine Berechtigung. Weiterlesen